Bericht 3: Regensburg - Judenburg 1.9.07 - 1.9.07; Kilometer: 2623 - 3150;

Vor dem Start meiner Reise warnten mich meine Freunde: „Lass Dich nicht entführen! Pass auf die Hitze auf! Hol´ Dir keine schlimmen Krankheiten! Ich will dann Deine Fahrräder haben!...“

Das waren alles meist gut gemeinte Ratschläge, aber wenn ich nun aus dem Fenster in der Pension in Österreich, Steiermark, blicke, helfen mir diese Ratschläge nicht. Es regnet. Und es ist nun der zweite Tag, seit dem es regnet. Mal etwas stärker und mal noch stärker. An eine Unterbrechung ist nicht zu denken. Wenn die Wolken einen Blick auf die mich umgebenen Berghänge freigeben sehe ich nur, dass die Schneefallgrenze immer weiter ins Tal hinunter wandert.

 

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Gestern Nachmittag hatte ich beschlossen, den Fahrtag etwas früher abzubrechen, um mir eine überflutungssichere Unterkunft zu suchen. Im Radio wurde ständig vor lokalen Überflutungen und Muren gewarnt. Dies nahm ich mir zu Herzen und fand ein Hostel. Ich genoss es im Trockenen in der Wärme zu sitzen. Es war eine gute Entscheidung, die festen Wände meinem Zelt vor zu ziehen. Ich hatte schon überlegt, noch eine weitere Nacht zu bleiben und den Regen abzuwarten. Die Unterkunft war nicht schlecht, aber viel konnte man dort auch nicht machen und der kalte Kaffee vom Frühstück konnte mich auch nicht zum Bleiben bewegen. So brach ich heute Früh dann doch auf. Es regnete immer noch. Ein paar Kilometer wollte ich wenigstens weiter in Richtung Süden kommen. Wer mich auf der Straße sah, hielt mich wohl für total verrückt. Wer fährt schon bei so einem Wetter Fahrrad? Niemand fragte mich, wo denn der zweite Mann auf dem Tandem geblieben ist. Bei dem Wetter war für jeden klar, dass es schwer genug ist einen Verrückten zum Radeln zu finden und der saß schließlich schon vorne.

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Den Körper bedeckte ich fast komplett mit regenschützender Kleidung. Für die Hände hatte ich mir gestern ein paar PVC Isolierhandschuhe in einem Baumarkt besorgt. Wo sonst, kann man zu dieser Jahreszeit schon Handschuhe bekommen? So probierte ich dem Regen zu trotzen. Die ersten Kilometer klappte es recht gut. Die Abfahrten wurden immer sehr kalt, doch bei den darauf folgenden fast 20% steilen Rampen wurde es mir immer wieder schön warm. Manchmal dachte ich fast schon, dass der Regen auch wärmer geworden war, aber die Anstrengung der Anstiege brachte meinen Körper zum schwitzen. Ein Blick zur Seite brachte mich in die Realität zurück: Ich sah schneebedeckte Hänge - und da fühlte ich auch wieder meine vor Kälte schmerzenden Zehen. Mittlerweile war auch Wasser durch die Hose gekommen. Wobei ich nicht sicher sagen konnte, ob es Regenwasser war oder aber der Schweiß, der vergeblich versuchte einen Weg nach außen zu finden. Das Resultat war aber das Gleiche: Es war kalt und unangenehm. Nach ca. 45 km (Mein Tacho ist wohl eher eine Schönwetter Variante, seit gestern verweigert er seine Arbeit, erreichte ich Admont. Hier besuchte ich die Touristen Information und fand so eine schöne günstige Unterkunft. Bis Morgen Nachmittag soll es noch regnen und dann wird das Wetter wohl langsam wieder besser. Hoffentlich!

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Das Wetter wurde wirklich besser und nach einem weiteren Tag im Regen verließ ich Österreich in Richtung Slowenien, bei Sonnenschein.